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Gedenkstättenfahrt nach Lublin

  • Elke
  • 31. Mai 2016
  • 3 Min. Lesezeit

Vom 26.05. bis zum 31.05.2016 durfte ich zusammen mit 31 weiteren BVB Fans an der

Diesjährigen Gedenkstättenfahrt nach Lublin teilnehmen. Die Fahrt stand unter dem Thema „Auf den Spuren deportierter Dortmunder Jüdinnen und Juden - Die Aktion Reinhardt im Raum Lublin“.

Nach einer spannenden Fahrt mit dem Nachtzug, bei der wir uns untereinander schon sehr gut

kennenlernen konnten, kamen wir mittags in Warschau Hbf an. Dort erwarteten uns Andi (Historiker

der Humboldt-Uni- Berlin), Daniel (Fanbeauftragter) und Markus (Steinwache Dortmund) und mit

vier 9-Sitzern ging die Reise weiter zu unserem Hotel nach Lublin.

Es folgten eine weitere Kennenlern-Runde mit Erwartungsbeschreibung sowie eine kurze

thematische Einführung. Danach erkundeten wir erstmals gemeinsam die Altstadt von Lublin.

Das Programm der nächsten Tage war sorgfältig ausgewählt und vorbereitet:

Im Theatre NN am Tor zur Altstadt von Lublin erfuhren wir in einer zweistündigen Führung sehr viel

über das jüdische Leben vor und während der Nazi-Zeit. Anschließend erkundeten wir zu Fuß einige der zuvor beschriebenen Orte in der Stadt. Hier insbesondere die Altstadt, in der sich das Ghetto befand, die Jüdische Universität Chachmei Lublin Jeschiwa sowie den neuen und alten jüdischen Friedhof.

Am Samstag brachen wir mit unseren Bullis auf nach Zamosc, einer heute sehr schön restaurierten

Altstadt, in der es zur Zeit der Aktion Reinhardt ein Ghetto gab, in das viele der Dortmunder Jüdinnen

und Juden deportiert wurden. In Zamosc an der Bahnrampe gedachten wir mit Bildern, Blumen und

Verlesen eines Zeitzeugenberichtes den Dortmunder Familien.

Von dort ging es weiter ins Dorf Belzec, ein ehemaliges Vernichtungslager. Wer das Ghetto in

Zamosc verlassen musste, wurde oft dorthin geschickt, um sofort ermordet zu werden. Wir gingen

den gleichen Weg vom Bahnhof über den Lokschuppen bis zum Ort der Vernichtung. Das war sehr

erschütternd und bewegend. Wir alle waren von dem architektonischen Aufbau dieser Gedenkstätte

berührt. Sie zeigt eindringlich in welchem Ausmaß hier gemordet wurde: Zwischen 450.000 und

600.000 Opfer allein von März bis Dezember 1942. Als Zeichen des persönlichen Gedenkens konnte jeder eine rote Rose an einem Ort seiner Wahl ablegen und innehalten.

Traurige Tatsachen, die „Aktion Reinhardt“ schwarz auf weiß:

Am Sonntag besuchten wir das Konzentrationslager Majdanek in Lublin und waren erschrocken, wie

nah an den Wohngebieten der Stadt das Lager errichtet wurde. „Das Tor zur Hölle“ nennt man das

riesige Gedenk-Monument am Eingang, und der Grund wurde uns bei der knapp dreistündigen

Führung durch die teilweise noch vorhandenen bzw. nachgebauten Baracken sehr schnell klar. Hier

gedachten wir insbesondere durch Vorlesen von Texten und innehalten der vielen tausend Opfer der

Aktion „Erntefest“, bei dem am 3. und 4. November 1943 hier und in zwei anderen Lagern 43.000

Juden erschossen wurden.

In Sobibor, einem kleinen Ort nahe der weißrussischen Grenze fanden wir keine monumentale

Gedenkstätte vor. Hier erinnert eine Allee von Tannenbäumen und kleinen personalisierten

Gedenksteinen an dem Weg zur Massenvernichtung in den Gaskammern („Himmelfahrtsstraße“ von

den Nazis betitelt). Auch hier hatten wir genügend Zeit, um diesen Ort auf uns wirken zu lassen und

mit einer Blume den Opfern zu gedenken.

Die Stadt Lublin bildete abends mit der lebendigen Altstadt, den vielen jungen Leuten und der

vielseitigen, hervorragenden Gastronomie einen willkommenen Gegensatz zu den vielen

bewegenden Momenten, die wir tagsüber in den Lagern erlebten. In Kleingruppen gingen wir

zusammen zum Essen, um uns anschließend mit allen gemeinsam wieder zu treffen und den Tag

ausklingen zu lassen.

Bevor es am Dienstagabend von Warschau Flughafen aus nach Düsseldorf ging, besuchten wir noch

das Warschauer Ghetto und gedachten auch hier an verschiedenen Orten der vielen Menschen, die

hier eingesperrt waren und Unfassbares erlebt haben. In der Gruppe herrschte unglaubliche Harmonie und Zusammenhalt und großer Respekt, trotz oder gerade wegen der vielen unterschiedlichen Altersstufen und Charaktere. Die gemeinsamen Erfahrungen werden uns hoffentlich noch lange verbinden. Mit all dem erworbenen Wissen werden wir sehr verantwortungsvoll umgehen. Niemals wieder, Niemals vergessen! Danke an den BVB und insbesondere die Teamer Daniel Lörcher, Andreas Kahrs, Markus Günnewig und Björn Hegemann für diese unvergesslich wertvolle Reise.


 
 
 

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